Sonntag, 7. April 2013

Besuch in Zürich, Teil 1

Zürich im verspäteten Frühling

In der Augustinergasse
Dieses Wochenende waren Papa und Sabine hier in Zürich, das erste Mal seit ich nach Oerlikon gezogen bin. Leider war das Wetter nicht sonderlich freundlich. Immerhin, es hat nicht geregnet, und die Sonne hat sich nach Kräften bemüht, durch die Wolkendecke zu dringen. Schon am Freitag abend sind wir in die Zürcher Innenstadt gefahren und haben einen kleinen Rundgang gemacht, während überall die Lichter angingen. Am Samstag sind wir dann zusammen den ganzen Tag durch die Stadt gezogen und haben echt eine Menge gesehen: Über die Bahnhofstrasse, auf der sich Nobelboutiquen, Choloatiers und Konsumtempel jedweder Couleur aneinanderreihen. Das Interessanteste waren vielleicht (und es ärgert mich, dass ich das nicht fotografiert habe) die drei Stände, die vor der Pestalozzi-Anlage standen. Das waren nämlich, in dieser Reihenfolge: Ein Stand, der den Quran verteilt hat (gratis), daneben die Heilsarmee, die sammelte und mit ihrer Kapelle Musik spielte, und daneben der Stand der Zeugen Jehovas, die den Wachturm anboten. Ja, in Zürich kommt man anscheinend miteinander aus. Dass die Pestalozzi-Anlage früher der Richtplatz der Stadt war, der Boden also reichlich Blut getränkt ist, verleiht dem ganzen allerdings vielleicht doch eine etwas ironische Konnotation.

Kreuzgang des Fraumünster
Zürich ist eine Stadt voller Kirchen. In der Innenstadt stehen alleine vier große Kirchen: St. Peter, das Fraumünster, das Großmünster und die Wasserkirche. Alle diese Kirchen sind schwer mittelalterlich, irgendwann zwischen 850 und 1100 gegründet und natürlich mehrfach erweitert und umgebaut. Besonders berühmt sind die Fenster im Großmünster und im Fraumünster. Marc Chagall hat noch in den späten 1970er Jahren fünf Fenster und eine Fensterrosette gestaltet, und die sind wirklich wunderschön geworden. Blau, grün und gelb sind die vorherrschenden Farben, sehr leuchtend und in einem wirklich einzigartigen Stil gehalten. Leider darf man da keine Bilder machen, ihr müsst also schon selbst kommen um sie euch anzusehen... es lohnt sich!

Im Großmünster sind die Fenster meistenteils von Sigmar Polke gestaltet. Teilweise durch Achat-Schnitte, also dünne Scheiben die aus den Achatsteinen geschnitten und dann gefasst werden. Sehr schön und auch mit großer Farbvarianz. Die größeren Fenster hingegen sind mit sehr eigenen Motiven gestaltet, von König David in grün bis zur Szene der Opferung Isaaks durch Abraham (die ja im letzten Moment vom Herrn persönlich abgeblasen wurde). Der mit Turmalinen geschmückte "Sündenbock" gefällt mir mit am besten, wirklich eine sehr schöne Arbeit. Allerdings kann man auch das nicht fotografieren, aber ich lade euch ein, herzukommen und mit mir zusammen die einzelnen Bibelszenen in der Doppeltür zu raten!

Die Legende von Felix und Reglua
Wo man allerdings Bilder machen kann, ist im Kreuzgang des Fraumünster. Die Wände des Kreuzganges sind mit der Legende von Felix und Regula, den beiden christlichen Märtyrern, ausgemalt. Die eher martialischen Teile, die mit den abgeschlagenen Köpfen, habe ich mal ausgelassen... es fließt schon genug Blut in dieser Welt. In jedem Fall waren die Bilder wirklich schön, wenn auch deutlich jünger als die Mauern des ehemaligen Frauenklosters für die adligen Damen der Region. Mittlerweile gehört das Fraumünster auch der Stadt und hat keine eigenen Äbtissin mehr, aber das nur am Rande.

Papa und der Feuerstuhl
Neben den mittelalterlichen Stadtteilen gibt es natürlich eine Menge Modernes in Zürich zu sehen. Architektonisch vielleicht nicht so sehr, aber die Autos und Motorräder zeugen ebenso von Geschmack wie Wohlstand. Diese Maschine hier verfügt sogar über einen (zumindest dem Aussehen nach) Kroko-Leder-Sitzbezug. Das muss einem erst einmal einfallen, auch wenn ich nicht mit Sicherheit sagen könnte, ob es nur Prägeleder ist. In jedem Fall eine schräge Sache, habe ich so noch nie gesehen und Papa habe ich gleich dazu genötigt, sich daneben zu hocken. Neben den Rundgängen in den Kirchen haben wir noch eine Seerundfahrt gemacht und noch ein paar andere Dinge... aber davon schreibe ich in ein paar Tagen.

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