Liebe Freunde,
ich habe es schon lange versprochen, heute früh mache ich es wahr!
Im April war ich mit einem Freund in einer Ausstellung, die dem schweizer Maler und Bildhauer Alberto Giacometti gewidmet war. Sein Thema war vor allem der Blick, das Sehen und das Gesehen werden in und durch die Kunst. Dabei war er zum Teil vom Impressionismus und Kubismus beeinflusst, entwickelte aber seine eigene Formsprache, die sich vor allem in langgezogenen Personenskulptururen und zum Teil extremen Miniaturen ausdrückt. Ganz grob gesagt. Und er ist auf der 100-CHF-Banknote abgebildet.
Diese Skulptur ist gewissermaßen der Kulminationspunkt in Giacomettis kubistischer Phase. Er selbst behauptete, es solle einen Kopf darstellen, was insofern gut passt, als er wirklich viele Büsten und Kopf-Plastiken gemacht hat.
Allerdings ist er hier bereits so tief in der Formensprache des Kubismus eingetaucht, dass das Gegenständliche kaum noch erkennbar ist. Trotzdem: Diese Bronzeskulptur ist von einer interessanten Schönheit, die sich auch mir nicht wirklich erklärt hat.
Diese Figuren sind wirklich sehr berühmt. Den Stil hat bestimmt jeder von euch irgendwo schon einmal gesehen, auch wenn die konkrete Skulptur euch vielleicht unbekannt ist. Giacometti hat viele Bilder und Platiken solcher verzerrter Gestalten gemacht. Damit reflektiert er Phänomene von Nähe und Distanz.
Aus der Nähe wirken diese Figuren überlebensgroß, beinahe beängstigend und gespenstisch. Aus der Distanz jedoch werden sie klein, die Details sind nicht mehr zu erkennen und sie wirken endlos weit weg. Wie Schatten ihrer selbst.
Auch dieses Objekt, das aus einer ganzen Serie von Miniaturen auf Sockeln besteht, hat mich fasziniert. Einerseits steht da ein Mensch auf einem Podest, wie eine Statue oder metaphorisch überhöht im Denken und Wahrnehmen der anderen.
Andererseits sind die Konturen kaum zu erkennen, eine Person zu identifizieren ist völlig unmöglich. Ist diese Person "groß" im realen oder übertragenen Sinne? Oder ist sie eine schwindende Erinnerung an einen geliebten Menschen, schon halb verblasst, auch wenn wir glauben, uns noch gut zu erinnern?
Es gibt noch ein paar mehr Bilder, die ich euch nicht vorenthalten möchte... zusammen mit meinem laienhaften Versuch, das, was ihr seht, ein wenig künstlerisch einzuordnen. Leider ruft die Arbeit, aber ich werde mich morgen früh wieder der Kunst, Giacometti und auch euch zuwenden!
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