Freitag, 27. Juli 2012

Pause im Büro

Manchmal muss das sein...

Ich arbeite gerade daran, die Publikationslisten mit den veröffentlichten Büchern, Artikeln und Sammelbänden neu zu erstellen. Das habe ich gestern angefangen und es zieht sich, weil bei solchen Dingen natürlich immer irgendetwas schiefläuft und man einen enormen Aufwand betreiben muss, bis alles stimmt.

Dabei höre ich Musik, wie das sein muss, damit die doch recht eintönige und konzentrationsintensive Arbeit leichter von der Hand geht. Wie das so ist läuft dann manchmal so ein Lied, das einen an was erinnert, und schwupps ist man raus aus der Konzentration... manchmal so sehr, dass einem einfällt, man sollte sich mal etwas von der Seele schreiben.

Und auf einmal ist nichts mehr, wie es war...

Eine gute Freundin von mir hat im Januar zum zweiten Mal versucht, sich umzubringen. Keine Sorge, die meisten von euch kennen sie nicht, wir haben uns 2010, nachdem ich gerade nach Zürich gekommen war, übers Internet kennengelernt. Wir haben oft und viel über Skype miteinander gesprochen, der Kontakt war regelmäßig und zu Zeiten sehr intensiv, dann riss er immer wieder mal ab und wurde wieder aufgenommen.

Bis ich nach Japan ging haben wir ich weiß nicht wieviele Stunden gemeinsam verbracht, nur räumlich getrennt, ansonsten aber doch recht nah beieinander. Wie gesagt, bis ich nach Japan ging. Naturgemäß riß der Kontakt ab damals, die Zeitverschiebung und meine beruflichen Verpflichtungen haben mich zu sehr abgelenkt. Letztes Jahr im November hatten wir noch einmal kurz Kontakt und etwas war anders, offensichtlich anders als gewöhnlich.

Sie war distanzierter als sonst und wirkte irgendwie abgelenkt. Mehrfach wollten wir noch skypen, aber sie war dann zu den verabredeten Zeiten einfach nicht da, was auch nicht ihre Art war. Das komische Gefühl, dass ich damals hatte, habe ich ignoriert. Nein, das trifft es nicht, ich bin der Sache einfach nicht nachgegangen. Heute denke ich, dass es daran lag, dass ich einfach mit Japan und mir selbst beschäftigt und auch der Kontakt so dünn geworden war, dass meine Intuition einfach nicht mehr stark genug war, um zu bemerken, dass etwas grundlegendes nicht stimmte.

Momentan versucht sie, wieder auf die Füße zu kommen. Vermutlich im September werde ich wieder von ihr hören, hoffentlich dann gute Nachrichten. Ich habe noch nie einen Menschen gekannt, der zugleich so verletzlich und doch so eine Kämpfernatur ist.

Ich will nicht weiter ins Detail gehen, das ist letztlich ihre private Angelegenheit. In jedem Fall gibt es immer wieder Momente, in denen mich dieser Vorfall einholt. Nein, verhindern hätte ich es nicht können, das weiß ich auch. Aber ich hätte da sein können für sie, wäre ich nicht gerade am anderen Ende der Welt gewesen. Sie war in einem der schwersten Momente ihres Lebens alleine, weil ich auf Weltreise war.

So schön es ist, zu reisen und an unterschiedlichen, fernen Orten leben zu können, so sehr ist mir bewusst geworden, dass man einen Preis zahlt dafür. Beziehungen zu Menschen, die einem wichtig sind, erodieren. Verlässlichkeiten werden brüchig, Bekanntes wird einem fremd... und im Zweifel ist man nicht da für die Menschen, die einen brauchen.

Was ist wirklich wichtig? Wie kann man den Anforderungen, die man selbst an sich stellt, gerecht werden und wie lässt sich das alles mit den "Notwendigkeiten" des Lebens vereinbaren? Was soll das alles eigentlich und wie kann ich mich auf das konzentrieren, was mir eigentlich wichtig ist?

Wie soll man solche Fragen beantworten, wenn man doch nur einmal lebt?

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