Le Castella
Le Castella ist ein kleiner, im Januar ziemlich verschlafener Touristenort ein Stück weiter westlich von dem kleinen, verschlafenen Touristenort in dem Tessis Eltern wohnen. Die Läden sind über Mittag geschlossen, auch zur Hochsaison. Im Winter ist niemand da, der einkaufen kommt, im Sommer ist es zwischen eins und vier einfach zu heiß, um auf die Strasse zu gehen.
Direkt gegenüber dem Dorf liegt die Burg. Sie war der Sitz der örtlichen Adligen und Regenten, allerdings weiß ich leider nicht, wie alt die Burg ist oder wie lange sie schon nicht mehr genutzt wird. Andererseits... so bleibt sie ein Geheimnis, ebenso wild und zerklüftet wie die Felsen und Berge, die sie umgeben. Sie trotzt dem Wind und der Brandung seit hunderten Jahren, und sie wird es noch hunderte Jahre tun.
Die Burg ist auf einer kleinen Insel, direkt vor dem Ort, der nach ihr benannt ist, errichtet und war früher nur durch eine Zugbrücke mit dem Land verbunden. Eine Burg, mitten im Meer, und an die Felsen außen schlägt kontinuierlich die Brandung!
Mittlerweile verbindet eine permanenter Weg das Festland mit der Insel, das erleichtert in jedem Fall die Instandhaltung und wirkt immer noch ziemlich beeindruckend.
Die Burg kann heute besichtigt werden und ist, denke ich, die Hauptattraktion der Gegend. Vor dem Eingang sind ein paar Pappfiguren aufgebaut, ein Stall mit Stroh drin und ein Kessel an einem simplen Dreibein über einer künstlichen Feuerstelle. Sehr pittoresk und vor allem wenn das Licht schön fällt absolut traumhaft. Wir kamen spät am Nachmittag dort an, die Sonne stand schon tief und ging, noch während wir dort waren, langsam unter.
Nachts wird die Ruine angestrahlt, aber so lange waren wir nicht dort und die Abendstimmung selbst war schön so, wie sie war.
Tarantella und eine italienische Hochzeit
Wir waren aus einem bestimmten Grund dort, nämlich weil Tessis Cousine heiratete. Die Hochzeit fand in einer Kirche oben auf einem Berg statt, direkt in einem kleinen Ort voller verwinkelter, steiler Gassen. Die Wolken zogen als Nebel durch die Gassen und es war windig und regnete auch ein wenig. Wir hatten uns so dick angezogen wie es eben ging, aber die Kälte drang während der etwa 90minütigen katholischen Zeremonie doh unweigerlich durch. Die Kirche war wunderschön, Säulen mit weißem Marmor verkleidet, eine große Statue von Maria mit dem kleinen Heialnd auf dem Schoß,beide mit Kronen, hinter dem Altar und ein Chor, der kurz vor Beginn der Feier das "Ave Maria" sang. Mich berührt das immer, auch wenn ich selbst ja nicht religiös bin.
Direkt im Anschluss zog die Gesellschaft weiter in das Restaurant eines nahe gelegenen Hotels. Kaum zu glauben, wieviele Leute dort waren, Tessi selbst sagt sie kenne nicht mehr als die Hälfte der Personen dort wirklich, was bei der wirkich großen Anzahl an Personen wirklich kein Wunder war. Ehrlich gesagt bin ich selbst ziemlich schnell nur schon mit den vielen Onkeln, Cousinen und Cousins durcheinandergekommen, die Tessi mir vorgestellt hat.
Das Menü war wirklich außergewöhnlich reichhaltig: Alle möglichen Fischgerichte, Pasta in vielen Varationen, Zitronen-Sorbet, Pfirsich-Melba und am Ende, natürlich, die Hochzeitstorte. Eigentlich bestand das Essen aus drei Gängen, aber jeder Gang selbst bestand aus vier bis fünf Bestandteilen, und jeder einzelne war eigentlich schon mehr als genug. Der Wein war aus dem Privatbestand einer der Familien (ich glaube von der des Bräutigams) und war ziemlich gut. Es wurde allerdings nicht so viel getrunken wie das vielleicht anderswo der Fall gewesen wäre. Wobei, bei der Menge an Essen kommt man ja kaum zum Trinken.
Zwischen den Mahlzeiten wurde getanzt, sowohl klassisches Wie Walzer und Tango, aber, mit großem Enthusiasmus, Tarantella. Das ist ein sehr ausgelassener, fröhlicher Tanz. Da werden dann auch schon mal die Schuhe ausgezogen, wenn sie stören und die vielen fröhlichen Gesichter waren wirklich schön zu beobachten. Eigentlich schade,dass ich nicht tanzen kann. Das unterscheidet mich definitiv von Tessis Vater, der mittlerweile 70 ist, aber noch mit viel Freude und großer Eleganz seine Frau über das Parkett führte. Ich weiß nicht, wie lange die beiden verheiratet sind, aber 30 Jahre sind es sicher. Wirklich schön, so etwas zu sehen...
Ach ja... ich habe das Bild in diesem Kapitel noch nicht erklärt. Wie es der Brauch ist wurden gegen Ende der Feier die unverheirateten jungen Frauen zusmamengestellt und die Braut warf den Brautstrauß. Tessi wollte sich eigentlich drücken (sie mag die Aufmerksamkeit nicht so), aber einer ihrer Onkel schob sie dann doch zu den anderen. Tja, da stand sie also, die Braut dreht sich um, wirft den Strauß... und Tessi, schon halb in der Fluchtbewegung, kriegt ihn ins Gesicht. Tja, die Botschaft ist angekommen, ein tatsächlicher Wink mit dem Zaunpfahl. Keine Bange, ihr ist nichts passiert dabei, aber so richtig glücklich sah sie hinterher nicht aus...
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